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welt in bewegung – überlegungen zum bühnenbild von macbeth

Von Levke Steinert

Macbeths Welt auf der Bühne der UPs ist eine abstrakte Welt. Aber sie ist eine Welt der Ordnung, der Hierarchie, der Stabilität – bis zur vielverheißenden Prophezeiung der Hexen, die diese geordnete Welt erschüttert. Alles um den Thron herum wird dadurch in Bewegung gebracht, bis die Welt eine neue Ordnung findet. Eine Ordnung jedoch, die nicht mit der alten Stabilität mithalten kann. Auf der Darstellung dieser Prozesse in der Welt um Macbeth basiert das Bühnenkonzept.

Durch die symmetrischen Ebenen wird ein Bild der Ordnung erzeugt.

Zu Beginn des ersten Akts wird der Eindruck von Ordnung und Stabilität vermittelt. Durch die symmetrischen Ebenen, die klare Abgrenzungen in der Hierarchie bis hinauf zum alles überragenden Thron, dem Zentrum der Macht, wird ein Bild der Ordnung erzeugt, mit dem Zuschauer und Zuschauerinnen in das Stück einsteigen. Auf dem Thron sitzt der schon lange regierende und erfahrene König Duncan. Seine Farben dominieren das Bild.

Mit der Prophezeiung der Hexen bekommen die herrschende Weltordnung und dieses Bild einen Riss. Die Farben der Macbeths drängen sich hinein und treiben einen Keil in die Ordnung. Mit dem Tod von König Duncan und dem Aufstieg der Macbeths auf den Thron bricht die Symmetrie endgültig auf und mit ihr die klaren Stufen der Hierarchie. Das Chaos hat sich der in Bewegung gesetzten Weltordnung bemächtigt. Doch im Gegensatz zu Duncan scheinen die Macbeths im wahrsten Sinne des Wortes nicht auf den Thron zu passen. Für Macbeth allein ist er zu groß. Der Mann füllt weder Thron noch Funktion alleine aus und wirkt verloren. Doch für Lady Macbeth und Macbeth zusammen scheint der Thron einfach zu klein zu sein. Es ist unmöglich, auf ihm eine bequeme und stabile Position zu finden. Als wüsste der Thron, dass nicht der rechtmäßige Erbe auf ihm sitzt, ist es unmöglich, mit derselben Ruhe und Stabilität auf ihm zu sitzen, wie es Duncan einst getan hat. Durch die gegen ihn rebellierenden Kräfte verändert sich die Welt um Macbeth weiter. Die im Grün des Waldes von Birnam getarnten Kräfte Macduffs erscheinen auf der Bühne und positionieren sich zum Angriff, und ihre Farbe breitet sich auf der Bühne aus. Der Keil, den Macbeth in die Weltordnung getrieben hat, wird im erbitterten Kampf mit Macduff zur Waffe gegen ihn selbst.

Die Macbeths scheinen im wahrsten Sinne des Wortes nicht auf den Thron zu passen.

Als schließlich Malcom als rechtmäßiger Erbe den Thron besteigt, fügt sich erneut ein Bild der Ordnung und Hierarchie zusammen. Diese Ordnung ist aber eine andere als zu Beginn des Stückes. Sie erstrahlt in Malcoms Farben und trägt noch Spuren seines Vaters. Aber auch das Regiment der Macbeths hat etwas zurückgelassen, das nun der neuen Ordnung im Weg ist und die Wiederherstellung einer ebenso stabilen Welt verhindert, wie sie zu Beginn existierte.

Ohne eine konkrete historische Einordnung hat die Inszenierung zu einem abstrakten Bühnenkonzept geführt, bei dem bewegliche Bühnenelemente dafür sorgen sollen, dass die Figuren selbst ihre Welt verändern können. Damit wird das Bühnenbild nicht nur zu einem Spielort, sondern auch Teil der Erzählung von Gegensätzen, von Chaos und Ordnung, von Stabilität und Instabilität.

Damit wird das Bühnenbild nicht nur zu einem Spielort, sondern auch Teil der Erzählung von Chaos und Ordnung, von Stabilität und Instabilität.

Je nach Bewegung der Elemente dominieren unterschiedliche Farben das Bild. Gemeinsam mit dem Kostümteam wurde hierfür ein Farbkonzept für die Figuren entworfen. Durch das Spiel mit Farben und Bewegungen auf der Bühne werden die Geschehnisse visuell untermauert. Als Symbol der Stabilität steht der Thron während des gesamten Stücks auf seinem, dem höchsten und festen Podest. Der Thron selbst allerdings ist veränderlich. Während er für Duncan und Malcom die genau passende Größe hat, wird er für die Macbeths so verändert, dass man weder allein noch zu zweit gut darauf sitzen kann.

Mit diesem Konzept starten wir im neuen Jahr in die Bühnenbauphase und sind gespannt, wie sich das Konzept bis zur Premiere weiterentwickeln wird im Zusammentreffen mit der Bühnenrealität und im Praxistest mit den Schauspielern und Schauspielerinnen.

Foto (c) David Heuberg

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